„Gerade jetzt ist es der richtige Moment, um in den Pflegeberuf zu starten.“

Sophia Stolzenbach, Azubi im ersten Lehrjahr zur Pflegefachkraft

Wir haben Sophia Stolzenbach getroffen. Die 24-jährige hat im September mit ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau an der UMG begonnen und sorgt in ihrer Freizeit als Bauchtanz-Lehrerin für Ausgleich. Wir haben gefragt …

Was bewegt einen Menschen, sich gerade während einer Pandemie für eine Ausbildung in der Pflege zu entscheiden?

„Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Berufe wirklich wichtig sind und auf was es ankommt. Ich denke deswegen, gerade jetzt ist der richtige Moment, um in den Pflegeberuf zu starten. Der Beruf der Pflegefachkraft stand immer wieder im Fokus der medialen Berichtserstattung. Klar, dabei gab es nicht nur positive Aspekte. Aber dadurch, dass der Fokus so auf den Beruf gerichtet war, kann sich das Berufsfeld nun entwickeln und die Rahmenbedingungen können geändert werden.

Tatsächlich habe ich in der zehnten Klasse ein zweiwöchiges Praktikum im Krankenhaus in Uelzen absolviert. Dabei habe ich in viele Bereiche des Pflegeberufes hineinschnuppern können. Nach dem Abitur stand dann ein Medizinstudium zur Debatte. Allerdings habe ich kurz Biologie studiert, bevor ich über das Gesundheitsamt Hannover im vergangenen Jahr als sogenannter "Containment Scout" gearbeitet habe. Das heißt, ich habe Corona-Kontakte verfolgt und stand bei einer Hotline beratend zur Seite. Dadurch ist das medizinische Thema wieder stärker in den Fokus gerückt.

Ich habe für mich entschieden, dass ein Studium vielleicht im Moment nicht das Richtige für mich ist und ich eher "anpacken" und etwas Produktives machen möchte. Daher kam der Entschluss, mich auf eine Ausbildungsstelle in der Pflege und an der UMG zu bewerben.“

3 Jahre Ausbildung für einen vielfältigen pflegerischen Beruf

Seit dem 01.09.2020 können Sie mit der generalistischen Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann bei uns starten, für die wir 75 Ausbildungsplätze pro Jahr anbieten. Diese neue, dreijährige Ausbildung führt Sie in verschiedene Stationen der Universitätsmedizin Göttingen wie zum Beispiel die:

  • Chirurgie,
  • Innere Medizin
  • Psychiatrie,
  • Pädiatrie und
  • verschiedene kooperierende externe Einrichtungen wie zum Beispiel ambulante Pflegedienste und Langzeitpflegeeinrichtungen.

In Theorie und Praxis werden Sie die professionelle Pflege von Menschen aller Altersgruppen sowie die Anleitung, Beratung und Begleitung ihrer Zugehörigen umfassend erlernen. So sind Sie noch besser auf die Vielfältigkeit Ihres Arbeitsfeldes vorbereitet.

Der erste schulische Block ist bereits überstanden. Was war im schulischen Teil bisher am schwierigsten?

„Richtig schwierig war bisher noch nichts. Das Thema Ekel war interessant . Blut ist dabei nur das geringste Problem. Das ist auch tatsächlich das Vorurteil, das ich von meinen Freund*innen oder generell dem privaten Umfeld am meisten höre: "Das könnte ich ja nicht", wird dann immer wieder festgestellt.

Eine neue Situation war für mich der Bereich der Körperhygiene. So nah kommt man fremden Menschen ja für gewöhnlich nicht. Das kostet dann anfangs etwas Überwindung. Aber ich denke, mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Sind wir mal ganz ehrlich, es ist ja auch wirklich nichts Unnormales dabei.“

Welche Erfahrungen haben Sie in den ersten praktischen Tagen sammeln können?

"Ich habe gemerkt, dass die Arbeit im Team sehr viel Spaß macht und auch die Gespräche mit Patient*innen viel Freude in den Arbeitsalltag bringen. Der Schichtdienst ist tatsächlich so anstrengend, wie ich ihn mir vorgestellt habe - das ist aber auch der einzig negative Aspekt, den ich bislang benennen kann. Ich habe außerdem gemerkt, dass ich doch mehr kann als ich mir zugetraut habe. Der lange erste Schulblock hat mich gut auf die Praxis vorbereitet. Natürlich war ich am ersten Tag sehr aufgeregt, aber nachdem ich die Station und meine Kolleg*innen kennengelernt habe, ist die Aufregung schnell vorbei gegangen. Bislang gibt es noch keinerlei Einbußen in meiner Motivation für die Ausbildung."

Was denken Sie, werden Ihre künftigen Herausforderungen sein?

„Früher oder später werde ich sicher an meine Grenzen stoßen. Das ist ja nur völlig normal. Ich mag Stress und brauche das auch ein bisschen in meinem Leben. Aber nach einer längeren Phase an stressigen Tagen, wird man sicher auch dünnhäutiger und somit anfälliger. Meist sind es dann vielleicht nur Kleinigkeiten, die dann das Fass aber zum Überlaufen bringen. Ich lasse alles auf mich zu kommen. Für jede Herausforderung wird es eine Lösung geben. Auch wenn es nicht immer eine leichte Aufgabe sein wird, so ist es doch in meinen Augen eine Dankbare. Außerdem denke ich, dass es genau die schweren Zeiten sind, aus denen man besonders viel lernt - auch für das private Leben.“

Denken Sie, die Ausbildung bringt Ihnen auch im privaten Leben Vorteile?

„Auf jeden Fall. Ich denke, dass man vor allem stressresistenter wird. Davon kann man definitiv auch im privaten Alltag profitieren. Man wird durch den Umgang mit verschiedenen Menschen und Patient*innen mit unterschiedlicher Krankheitsgeschichte bestimmt aufmerksamer und empathischer. Wir Pflegefachkräfte-Azubis werden lernen, wie man Wunden richtig versorgt und wie man generell in Notfallsituationen reagiert."

Was schätzen Sie an der UMG als Arbeitgeber?

„Bisher habe ich nur positive Erfahrungen gemacht und die UMG als wirklich engagierten Arbeitsgeber wahrgenommen. Die Jugendausbildungsvertretung macht zum Beispiel einen super Job. Die sind für jedes Problem ein guter Ansprechpartner und haben z.B. verhandeln können, dass wir Azubis jeden Tag einen Betrag gestellt bekommen, von dem wir in der Mensa Mittagessen können.

Aber auch darüber hinaus bin ich herzlich begrüßt worden. Lehrpersonen und Vorgesetze begegnen uns immer auf Augenhöhe, nehmen uns ernst, sind hilfsbereit und vor allem sehr engagiert.

Besonders spannend an der UMG als Azubi in der Pflege finde ich, dass es hier so viele Spezialisierungen gibt und man dadurch in unzählige Bereiche hineinschnuppern kann. Auch wenn ich momentan gerade den intensivmedizinischen und psychiatrischen Bereich besonders spannend finde, entdecke ich vielleicht im Laufe der Ausbildung noch weitere Fachdisziplinen, die ich noch gar nicht so "auf dem Schirm" habe. Ach ja: Außerdem finde ich Göttingen als Standort einfach schön. Es ist nicht zu groß und nicht zu klein.“

Was machen Sie zum Ausgleich in Ihrer Freizeit?

„Ich bin Bauchtanz-Lehrerin; unter anderem für den Hochschulsport. Da es zwischen dem Hochschulsport und der UMG auch eine Kooperation gibt, würde ich mir sehr freuen, einigen meiner Kolleg*innen einmal in einem meiner Tanzkurse zu begegnen. Gerade für Pflegepersonal ist Bauchtanz durchaus förderlich. Es unterstützt die Beweglichkeit, schont die Gelenke, baut Stress ab und stärkt die Rumpfmuskulatur – also eigentlich DIE Sportart für jeden in der Pflege. Die Anfängerkurse sind zwar im Moment ausgebucht, aber im Fortgeschrittenen-Kurs gibt es noch freie Plätze.“

Liebe Frau Stolzenbach, herzlichen Dank für Ihre Zeit. Wir wünschen Ihnen eine gute Ausbildungszeit und dass der Beruf vielleicht sogar zur Berufung wird. Vielleicht dürfen wir im Adventskalender 2030 noch einmal nachfragen, wie es Ihnen ergangen ist.

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