„Man lernt hier definitiv mit Kritik umzugehen!“

Bettina Zimmermann, Mitarbeiterin am Erstsichtungspoint*

Während in der Pandemie viele ins Home Office gegangen sind und außerhalb der UMG auch einige um ihren Job bangen mussten, hat sich die 25-jährige Studentin (Molekulare Medizin, 7. Semester) Bettina Zimmermann in eine der neugeschaffenen Stellen an den Erstsichtungspoints der UMG eingearbeitet. In einem Interview hat sie uns von ihren Aufgaben erzählt und welche Herausforderungen sie tagtäglich begleiten. Außerdem spricht sie darüber, warum sie davon auch im privaten Leben profitieren kann.

*Erstsichtungspoint

Die Erstsichtungspoints befinden sich an den Eingängen (Ost, West, Notaufnahme und Strahlentherapie). Dort wird eine Registrierung von Besucher*innen und Patient*innen der UMG vorgenommen. Jeder, der die UMG betritt, ausgenommen Mitarbeiter*innen, Studierende und Blutspender*innen, müssen die Kontrollen durchlaufen. Dabei wird mithilfe eines Fragebogens der aktuelle Gesundheitszustand in Hinblick auf eine mögliche Coronainfektion erfragt. Außerdem wird die Temperatur gemessen und ggf. die Nachweispflicht des derzeitigen Impf- oder Genesenstatus überprüft.

Wie waren Ihre ersten Tage an den Erstsichtungspoints?

"Ich hatte mich direkt zu Beginn der Pandemie beworben. Alle Studierenden der UMG wurden damals per Mail angeschrieben und haben das Jobangebot bekommen. Als ich dann im Sommer 2020 angerufen wurde und die Stelle angeboten bekomme habe, habe ich mich sehr gefreut.

Die ersten Tage waren sehr stressig. Eine richtige Einarbeitung, so wie man sich das vorstellt, gab es nicht, denn es war ja für alle eine komplett neue Situation. Es war quasi ein "Learning by doing". Allerdings hatte ich jemanden in meinem Team, der bereits seit März an den Erstsichtungspoints arbeitete. Von diesen Erfahrungen konnte ich dann in der Anfangszeit sehr profitieren.“

Bemerken Sie Unterschiede vom Start der Pandemie zu jetzt?

"Wer in die UMG darf und welche Vorrausetzungen diejenigen erfüllen müssen, hat sich ja schon häufiger geändert. Waren am Anfang gar keine Besucher*innen oder Begleitpersonen erlaubt, so sind die Besuchsregeln in der Zwischenzeit doch etwas lockerer geworden. Nun sind Sie aber wieder sehr streng. Deswegen müssen wir uns aber immer wieder auf neue Einlassregelungen einstellen. Grundsätzlich müssen wir aber einiges vorm Zutritt abfragen. Dies bringt natürlich eine stressige Situation – auf beiden Seiten.

Sowohl wir als Erstsichtungs-Mitarbeiter*innen haben mehr zu tun; aber auch bei den Menschen auf der anderen Seite führen Zeitdruck, Ungeduld oder Unverständnis oft zu Situationen, die nicht sein müssten. Dass die Menschen mittlerweile von einigen Corona-Maßnahmen müde geworden sind, merkt man mit anhaltender Pandemie sehr deutlich.“

Zeitdruck?

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Was sind die größten Herausforderungen?

"Unsere Aufgaben an den Erstsichtungspoint sind das Aufnehmen von persönlichen und medizinischen Daten sowie die Kontrolle zur Einhaltung der aktuell geltenen Zutrittsregelung, die für Besucher*innen, Angehörige und Begleitpersonen gilt. Das ist die Basis für eine Risikoabschätzung, die wir für jeden Menschen, der die UMG betreten möchte, vornehmen müssen. Das bedeutet konkret, dass wir einen fiebrigen Papa nicht auf die Kinderintensivstation, die nicht-geimpfte verschnupfte und hustende Ehefrau nicht als Begleitung auf die Onkologische Station oder die Patient*innen mit offensichtlicher Corona-Symptomatik nicht in die Zahnklinik lassen können. Dies führt leider immer wieder zu Unverständnis. Bei persönlichen Beschimpfungen und Beleidigungen müssen wir schon ziemlich doll einstecken. Manchmal so stark, dass wir den Sicherheitsdienst als Unterstützung dazu holen müssen. All diese Beleidigungen, böse Wünsche oder andere Beschuldigungen nicht persönlich zu nehmen, ist gerade am Anfang schon schwer gewesen."

Denken Sie, dass Ihnen einige dieser Erfahrungen auch im privaten Leben etwas bringen werden?

"Man lernt hier definitiv mit Kritik umzugehen. Außerdem habe ich gelernt, für meine Entscheidungen einzustehen und kann diese mittlerweile viel selbstbewusster vertreten.

Man bekommt hier auch viele persönliche Geschichten mit. Dadurch wird man empathischer. Und man lernt wie wichtig doch tatsächlich Gesundheit ist. Es ist wirklich ein großes Glück, das es meiner Familie, meinen Freunden und mir gut geht. Das weiß ich seit der Arbeit hier viel mehr zu schätzen.“

Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten?

„Das Miteinander im Team! Gerade in der Zeit, in der man sich privat doch sehr eingeschränkt hat, war das Team bei der Arbeit der einzige soziale Kontakt. Das hat uns alle sehr zusammengeschweißt. Wenn wir merken, dass es Probleme am benachbarten Erstsichtungspoint gibt, unterstützen wir uns hier ganz selbstverständlich.

Außerdem habe ich schon viele nette Persönlichkeiten kennenlernen dürfen, deren Krankheits- oder Lebensgeschichte man ein stückweit begleiten darf. Schön ist es immer wieder, wenn man dann nach einiger Zeit erfährt, dass Behandlungen anschlagen und die Patient*innen auf dem Weg der Besserung sind.

Die Erstsichtungskoordinator*innen (Frau Schikora, Frau Kurze und Herrn Zieseniß) leisten tolle Arbeit. Sie versuchen wirklich immer auf unsere Dienstwünsche und Tauschanfragen einzugehen und geben ihr Bestes uns bei unserem Job so gut wie möglich zu unterstützen. Ein aufrichtiges "Danke" möchte ich daher auch im Namen meiner Kolleg*innen einmal ausrichten.

Danken möchte ich an dieser Stelle auch einmal dem Sicherheitsdienst und den Mitarbeiter*innen am Infopoint. Nicht nur, dass sie uns in schwierigen Situation unterstützen, uneinsichtige Menschen aus der UMG zu bringen oder mit einer Auskunft zu internen Öffnungszeiten oder Telefonnummern unter die Arme greifen; sie bringen uns auch immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, wenn sie uns unerwartet Eis oder "Nervennahrung" vorbeibringen. Ganz ehrlich, wessen Herz wird bei etwas Süßem nicht schwach und lässt den tristesten Tag gleich ein Stückchen heller werden …?!“

Vielen Dank an Sie und Ihre Kolleg*innen an den Erstsichtungspoints. Sie haben einen entscheidenden Anteil daran, dass die UMG auch in Pandemiezeiten ein sicherer Ort für Mitarbeiter*innen und Patient*innen ist. Wir schicken an dieser Stelle zwar keine Süßigkeiten, aber hoffen mit einem warmen, virtuellen Lächeln etwas Licht an die Eingänge zu bringen!

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