Schützende Immunität gegen SARS-CoV-2 bei immunsupprimierten COVID-19-Rekonvaleszenten nach Lebertransplantation
Projektleiter: Dr. med. Richard Taubert
Schlüsselbereich
- Pathophysiologie: Immunmodulation und -kontrolle
Wer war beteiligt?
- Dr. med. Richard Taubert (Projektleiter, MHH)
- Prof. Dr. Yang Li (CiiM, HZI)
Was war das Ziel?
Entwickeln immunsupprimierte Patient*innen nach einer COVID-19-Erkrankung eine genauso gute Immunantwort wie nicht immunsupprimierte Konvaleszente? Methodik: Messung der gegen das SARS-CoV-2 gerichteten Immunantwort (Antikörper IgG/A/M und Interferon-Release) im Blut bei immunsupprimierten Patient*innen nach Lebertransplantation und Autoimmunhepatitis longitudinal innerhalb des ersten Jahres nach COVID-19-Erkrankung im Vergleich zu Nicht-immunsupprimierten.
Das wurde erreicht:
Bereits im ersten Jahr der COVID-Pandemie zeigte sich in mehreren Studien, dass immunsupprimierte Patient*innen nach einer Lebertransplantation zwar öfter einen schwereren Krankheitsverlauf hatten als die Normalbevölkerung, aber keine erhöhte, sondern sogar eine etwas geringere Sterblichkeit aufwiesen.
Ziel des Projektes war es, die immunologische Grundlage der COVID-Immunität zu erforschen. Dafür wurden die Konzentrationen von Antikörper und die Reaktivität von Abwehrzellen gegen das SARS-CoV2-Virus im Blut von immunsupprimierten Patient*innen nach Lebertransplantation und immunsupprimierte Patient*innen mit einer Autoimmunerkrankung der Leber (einer sogenannten Autoimmunhepatitis) im Langzeitverlauf vor und nach COVID-19 untersucht. Insgesamt wurden 29 Patient*innen nach Lebertransplantation und 6 Patient*innen mit einer Autoimmunhepatitis in die Studie eingeschlossen. Als Vergleichsgruppe wurden COVID-Patient*innen ohne Immunsuppression aus der hiesige Klinik für Pneumologie herangezogen.
Zusammenfassend zeigte sich, dass die immunsupprimierten Patient*innen vor der COVID-19-Pandemie keine Immunreaktion gegen SARS-CoV2 aufgewiesen haben und unter der laufenden Immunsuppression eine ebenso gute Immunabwehr auf Ebene der Abwehrzell-Reaktion gebildet haben wie die Normalbevölkerung. Auf Ebene der Antikörper gegen SARS-CoV2 haben die Immunsupprimierten Patient*innen nur teilweise (bspw. gegen die Kernhülle des SARS-CoV2-Virus) und nicht generell geringere Antikörperkonzentrationen als die Normalbevölkerung gebildet.
Im Zeitraum der Studiendauer kam die erste SARS-CoV2-Impfung auf den Markt, sodass die Patient*innen nach durchgemachter COVID-Erkrankung nun auch gegen SARS-CoV2 geimpft worden sind. Dabei zeigte sich auf Ebene der Abwehrzellen wieder kein Unterschied zwischen den immunsupprimierten Patient*innen und der Normalbevölkerung. Auf Ebene der Antikörperkonzentrationen zeigten die immunsupprimierten Patient*innen jedoch meist eine geringere Reaktion als die Normalbevölkerung. Diese geringere Antikörperproduktion auf die Impfung wurde auch in vielen anderen Studien mit immunsupprimierten Patient*innen bestätigt.
Die Studie hatte zum Ziel, die Entwicklung der Immunantwort gegen SARS-CoV2 bei nicht geimpften Patient*innen in der Frühphase der Corona-Pandemie zu untersuchen. Mit Aufkommen der Impfungen waren i.d.R. alle Immunsupprimierten Patient*innen an unserem Zentrum geimpft und damit immunologisch nicht mehr „naiv“. Daher liefert unsere Studie einen wertvollen immunologischen Beitrag zum Verständnis zur Entwicklung einer Immunität gegen einen neuen Krankheitserreger in immunsupprimierten Patient*innen, der für das Immunsystem der Patient*innen völlig unbekannt war.
Publikation
- SARS-CoV-2-specific immunity in immunosuppressed COVID-19 convalescents with autoimmune hepatitis. Kirchner, T., Jaeckel, E., Falk, C. S., Eiz-Vesper, B., & Taubert, R., Journal of Hepatology 2021, 75(6), https://doi.org/10.1016/j.jhep.2021.07.012