Maria Blodau – Ehrenamtliche am Palliativzentrum

„Alles beruht auf Freiwilligkeit!“

Ehrenamtliche Helfer*innen sind für Patient*innen, deren Angehörigen und UMG-Mitarbeitende ein großer Gewinn, indem sie die Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen auf vielfältige Weise unterstützen. Maria Blodau engagiert sich seit 2010 als Ehrenamtliche in der Klinik für Palliativmedizin. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen.

Warum ich ehrenamtlich im Palliativzentrum aktiv bin?


„Ich möchte versuchen, Menschen in ihrer schweren Situation eine Stütze zu sein. Dabei kann ich meine persönlichen Erfahrungen mit dem Tod einbringen ohne zu bevormunden. Die Begleitung ist nicht immer einfach, aber unheimlich bereichernd. Meine Kraft dafür ziehe ich aus dem Austausch mit anderen Ehrenamtlichen und unseren Koordinator*innen. Durch mein Engagement erfahre ich viel Wertschätzung und Dankbarkeit.“

Maria Blodau, Ehrenamtliche in der Klinik für Palliativmedizin seit 2010

Wie kam ich zum Ehrenamt?

„2009 ist unser schwerstbehinderter Sohn Jan im Alter von 20 Jahren gestorben. Die gemeinsamen Jahre waren eine anstrengende, aufregende und bereichernde Zeit. Ein spannendes Leben! In den letzten Lebensmonaten, als absehbar war, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, verdichtete sich bei mir immer mehr der Gedanke, hinterher was Sinnvolles mit meiner Zeit anfangen zu wollen. Ein Nachbar erzählte von seinem Ehrenamt beim Förderverein des Palliativzentrums. Ich nahm Kontakt auf und 10 Monate nach Jans Tod begann ich mit dem Vorbereitungskurs.

Nach seinem Tod durften wir unseren Sohn für 72 Stunden nach Hause holen. Es war ein großes Geschenk auf diese Weise Abschied nehmen zu dürfen. Ein Großteil der Gesellschaft weiß bis heute nicht, dass das Nachhauseholen von Verstorbenen überhaupt möglich ist.

Viele Menschen meiden die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. Das muss sich dringend ändern. Wir brauchen eine andere Sterbekultur, die das Thema Tod weniger tabuisiert und Abschied nehmen zulässt.“

Wie erlebe ich die Begleitungen?

An der UMG engagieren sich mehr als 80 Ehrenamtliche. Peter Burkhardt beispielsweise liest schwerkranken Patient*innen regelmäßig vor.

„Jede Begleitung ist anders. Meine erste Begleitung war ein Mann aus Schweden, der drei Berufe hatte. Wir hatten einen regen Austausch und haben heftig diskutiert. Unser gemeinsamer Musikgeschmack – wir sind beide mit den Rolling Stones sozialisiert – führte immer wieder zu anregenden Gesprächen. Der Gesprächsstoff ging nie aus.

Aktuell begleite ich einen schwerkranken Mann und seine Ehefrau. Jeden Freitag besuche ich das Paar. Wir reden bei einer Tasse Kaffee, ich höre zu. Meist hat die Frau einen Kuchen gebacken. Es ist eine sehr anregende und interessante Begleitung. Sie besteht inzwischen schon seit eineinhalb Jahren.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Begleitungen, die sehr negativ behaftet sind, weil ich feststellen musste, dass sich einige Angehörigen nicht mehr viel zu sagen haben. Das ist dann immer sehr traurig.“

Was sind die Aufgaben der Ehrenamtlichen?

„In erster Linie besteht unsere Aufgabe darin, da zu sein, Zeit zu haben für die sterbende Person und ihre Angehörigen. Oft sitzt man am Bett der oder des Betroffenen und hält die Hand, man schweigt zusammen, lässt die Person darüber erzählen, was sie bewegt, welche Sorgen und Nöte sie hat. Wir stehen unter Schweigepflicht, das ist der Grund, warum uns Sterbende Dinge erzählen, die sie mit Anderen nicht teilen würden – nicht mit Angehörigen, Freunden, Ärzten, Seelsorgern, Pflegern. Wir kommen völlig absichtslos.“

Präsenz auf Basaren

„Desweiteren machen wir Standdienste z.B. beim Welthospiztag, Gesundheitsmarkt, Nacht des Wissens. Jedes Jahr findet in der UMG ein Oster- und ein Weihnachtsbasar statt. Einige Ehrenamtliche basteln dafür. Ich nähe unterschiedliche Sachen wie Taschen, Kosmetikbeutel – für die Palliativstation stelle ich Salbentücher her.“

Begleitung von Angehörigen und mehr

„Andere Ehrenamtliche zeichnen sich für die Homepage des Ehrenamtes verantwortlich oder kümmern sich um unsere umfängliche Bibliothek. Auch das TRAUERCAFE, wo Menschen sich nach dem Tod ihres Angehörigen austauschen können, wird von Ehrenamtlichen angeboten. Für die Kaffeetafel, die 2x monatlich auf der Palliativstation stattfindet, backen Ehrenamtliche und organisieren den Nachmittag.“

Von Frau Blodau genäht: Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Ehrenamtlichen Dienst zugute.

Den Ehrenamtlichen Dienst unterstützen

Der Ehrenamtliche Dienst freut sich immer über Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten oder den Dienst finanziell unterstützen. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:

Telefon: 0551 3960514
E-Mail: ehrenamt-pzg(at)med.uni-goettingen.de

Wir danken jedem Ehrenamtlichen, Spender und Förderer von ganzem Herzen!

Begleitung & Beratung

Sie wünschen sich eine Beratung, eine Trauerbegleitung oder eine Sterbebegleitung? Gern steht Ihnen der Ehrenamtliche Dienst zur Seite oder vermittelt Ihnen Ansprechpartner*innen. Wenden Sie sich bitte an

Telefon: 0551 3960514
E-Mail: ehrenamt-pzg(at)med.uni-goettingen.de

Wir sind gerne für Sie da!

Weitere Informationen

Über den Ehrenamtlichen Dienst

Der Ehrenamtliche Dienst wurde 2008 gegründet und ist ein Ambulanter Hospizdienst, der eng an die Klinik für Palliativmedizin der Universitätsmedizin Göttingen angeschlossen ist. Ziel ist die Begleitung und Unterstützung schwerkranker und sterbender Menschen, ihrer Angehörigen und Freunde – unabhängig von religiöser Überzeugung, Weltanschauung oder ethnischer Zugehörigkeit. Der Ehrenamtliche Dienst steht jedem Schwerkranken, Sterben und Trauernden zur Seite. Die Besuche zur Sterbe- und Trauerbegleitung finden Zuhause, im Pflegeheim, Behinderteneinrichtungen oder der Palliativstation statt. Sterbende auch auf anderen Stationen der UMG oder im Weender Krankenhaus können aufgesucht werden. Ein Team aus festangestellten Mitarbeitern koordiniert die Einsätze der Ehrenamtlichen und begleitet sie u.a. durch regelmäßige Fortbildungen und Einzelgespräche.

Regelmäßiger Austausch ist essentiell

Derzeit engagieren sich an der UMG engagieren mehr als 80 Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern, Altersklassen und Lebenssituationen im Ehrenamtlichen Dienst. Zur Vorbereitung ihrer Tätigkeit absolvieren alle Ehrenamtlichen einen 120 Stunden umfassenden Vorbereitumgskurs. Während der Sterbe- und Trauerbegleitug finden regelmäßig Supervisionen und Praxisbegleitungen statt, in denen sich die Ehrenamtlichen untereinander von ihren Praxiserfahrungen berichten, sich Ratschläge und Halt geben. Dieser Austausch untereinander ist unerlässlich.

Bei Bedarf – zum Beispiel nach einer besonders belastenden Begleitung – können Ehreamtliche jederzeit ihr Engagement pausieren.

Finanzierung

Der Ehrenamtliche Dienst erhält Fördergelder von Krankenkassen, muss aber einen Großteil seiner Ausgaben über Spenden finanzieren. Ein Teil der Einnahmen wird über den Verkauf von gebastelten Dekoobjekten und selbstgenähten Taschen generiert.

Herzlichen Dank an alle Ehrenamtlichen für den unermüdlichen Einsatz!

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