„Hier wird man auch schon mal mit "Mama" angesprochen“
Emilia Barany, Koordinatorin von Kindergarten und Hort der UMG-„Kinderwelt.“
Wenn man an die vergangenen Monate und die „systemrelevanten" Jobs zurückdenkt, fallen einem vielleicht zuerst die Pflegefachkräfte und Ärzt*innen ein. Neben der Tätigkeit als medizinisches Personal sind viele häufig auch Eltern. Ihre Kinder müssen während der Arbeit für die UMG betreut werden. Die der UMG angehörige Kindertagesstätte „Kinderwelt“ hat einen tollen Job gemacht. Hier werden 155 Kinder im Alter von 1 - 10 Jahren betreut. Stellvertretend für die Berufsgruppe der Erzieher*innen haben wir Emilia Barany besucht und gefragt, wie sich das vergangene Jahr für sie angefühlt hat …
Frau Barany, wie haben Sie die Pandemie wahrgenommen?
„Wir wurden genauso von der Situation überrascht wie alle anderen auch. Anfangs wussten wir nicht, was zu tun ist.
Da ein Großteil unserer Kinder hier der Nachwuchs von Ärzt*innen und Pflegefachkräften ist, war klar, dass wir mit dem weiteren Öffnen unseren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten.
Bedauerlicherweise hatten wir - wie auch andere Kindergärten in Göttingen - Verdachtsfälle und mussten einzelne Gruppe vorübergehend schließen."
Hat sich da etwas im Verlauf der Pandemie geändert?
„Ab und an war es etwas chaotisch, da gefühlt jeden Tag eine neue Regelung ins Haus kam. Darauf mussten wir reagieren. Das haben wir als Team aber schnell in den Griff bekommen und sind in einen neuen Arbeitsstruktur gekommen. Während es vor der Pandemie auch gruppenübergreifende Angebote gab, wird jetzt darauf geachtet, dass jede Gruppe für sich bleibt."
Wie ist Ihr Tag strukturiert?
„Als Koordinatorin für den Kindergarten und den Hort beginnt mein Tag am Morgen mit dem Anfertigen einer Personalfehlliste. Wer ist krank, wer ist im Urlaub und wo kann ich, welche Mitarbeiter*innen einteilen. Grundsätzlich hat jede Gruppe seine festen Mitarbeiter*innen. Die Pandemie und der Herbst/Winter mit den gehäuften Krankheitsfälle erfordern allerdings ein flexibles Arbeiten. Daher haben wir auch einen kleinen Pool an Mitarbeiter*innen, die frei eingesetzt werden können.
Wenn es mal „brennt", springe ich auch selbst als Erzieherin vor Ort ein. Ansonsten bin ich hauptsächlich für die Hortgruppe zuständig. Das sind die Kinder, die uns nach der Schule besuchen. Die Erst- bis Viertklässler starten bei uns gegen 13 Uhr mit einem gemeinsamen Mittagessen, bevor es zu den Hausarbeiten geht. Nach einer freien Spielmöglichkeit ist dann der Arbeitstag für gewöhnlich um 17 Uhr vorbei. In einer zusätzlichen Stunde bieten wir noch bis 18 Uhr eine Notfallgruppe an."
Sie haben von 6:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Wie viele Kolleg*innen haben Sie und wie viele Kinder betreuen Sie täglich?
„Wir betreuen rund 155 Kinder und sind knapp 40 Erzieher*innen, von denen fast zehn Prozent männlich sind. Die Kinder verteilen sich auf 8 Gruppen. Wobei es 4 Kleinkind-Gruppen in der Krippe (1 -3 Jahre), 3 Kindergarten-Gruppen (3 – 6 Jahre) und eine Hortgruppe (1. – 4. Klasse) gibt. Da wir ein relativ junges und ein eher weibliches Team sind, haben wir immer mal wieder mit Ausfällen aufgrund von Schwangerschaften zu tun. Daher suchen wir häufig nach neuen Teammitgliedern. Ich kann neuen Bewerber*innen nur sagen, es ist super bei uns. Anders hätte ich es auch nach meinem Anerkennungsjahr 1997 nicht durchgehend, also nun schon fast 25 Jahre, hier ausgehalten." (lacht)
Das Leitbild der UMG-Kinderwelt lautet „Wir gehen mit dir deinen Weg." Was genau bedeutet das?
„Wir wissen alle, wie unterschiedlich Menschen sind und das fängt bei den ganz Kleinen unter uns an. Jede*r hat ihr/sein eigenes Tempo und ihren/seinen eigenen Weg, Aufgaben zu lösen. Wir versuchen, jedes Individuum als solches zu sehen und differenziert auf Stärken und Schwächen der Kinder einzugehen. „Fordern" und „Fördern" ist hier unsere Herangehensweise. Daher bieten wir auch für Kinder ab 5 Jahren ein Vorschulangebot an. Das sind vor allem sportliche Angebote sowie Anwendungsaufgaben, um die Schulfähigkeit der Kinder zu prüfen."
So sieht es in der UMG-Kinderwelt aus
Können Sie sich an besondere Situationen erinnern?
„Da gibt es eine Menge. Jeden Tag bekommt man süße Gespräche zwischen den Kindern mit - manchmal muss man sich das eine oder andere Schmunzeln schon mal verkneifen. Wir werden auch schon mal mit „Mama" angesprochen. Kurz darauf sind die Kleinen aber erschrocken über die Verwechslung. Für uns als Erzieher*innen ist es ein schönes Gefühl, dass wir echte Bezugspersonen für die Kinder sind. Am schönsten ist, wenn es Neuanmeldungen gibt und man die Eltern der Kinder noch kennt, da man hier früher auf sie aufgepasst hat. Das ist immer ein tolles Kompliment, denn sie scheinen ja eine gute Erinnerung an ihre Kindergartenzeit bei uns zu haben, wenn sie uns jetzt ihre Kinder anvertrauen. Aber man merkt daran auch, dass man alt wird …"
Ihnen sieht man die lange Betriebszugehörigkeit wirklich nicht an. Was tun Sie dafür?
„Oh, vielen Dank für das Kompliment. Ich versuche weitestgehend gesund zu leben. Vor allem Sport gehört für mich zur Routine. Ich nutze schon sehr lange die Angebote des Unisports. Das hilft mir auch, um beim Toben mit den Kindern noch mithalten zu können. Die Kinder mögen es total, wenn wir beim Fußballspielen auch mal hinter dem Ball herlaufen oder mit am Klettergerüst hängen. Das schafft Nähe, die man mit Kindern auf kaum einer anderen Ebene so bekommt."
Möchten Sie noch etwas Abschließendes sagen?
„Ja, sehr gern. Egal wie groß der Druck ist, zur Arbeit gehen zu müssen: Bringen Sie bitte Ihre Kinder nicht, wenn sie krank sind. Die Gruppen hier können als Multiplikator zur Ausbreitung des Virus dienen. Bisher sind wir gut durch die Pandemie gekommen. Helfen Sie uns, dass es weiterhin so bleibt. Natürlich betrifft dieser Hinweis nicht unsere Einrichtung, sondern hier spreche ich sicherlich auch im Namen der Kolleg*innen anderer Einrichtungen."
Sie möchten Ihr Kind auch in der UMG-Kinderwelt anmelden?
Grundsätzlich können auch Nicht-UMG-Mitarbeitende ihre Kinder in der Kindertagesstätte „Kinderwelt“ anmelden - wenngleich UMG-Mitarbeiter*innen Priorität haben. Lassen Sie sich dafür gern auf den Verteiler der Stadt Göttingen setzen. UMG-Mitarbeiter*inen füllen zusätzlich bitte das nachstehende Formular aus.
Das ist ein schönes Schlusswort. Danke Frau Barany, dass Sie sich die Zeit genommen und mit uns gesprochen haben. Wir wünschen Ihnen weiterhin so viel Spaß in Ihrem Job. Ihre Arbeit und die Ihrer Kolleg*innen wird gesehen und dafür sagen wir stellvertretend "Danke", dass Sie alle da sind und so dazu beitragen, das System am Laufen zu halten.
Das könnte Sie auch interessieren