„Die Pflege bietet nahezu unerschöpfliche Weiterbildungsmöglichkeiten.“
Ilka Voigt, gelernte Krankenschwester, heute Mitarbeiterin im Lehrsekretariat und für die Qualitätssicherung der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Im Interview mit Ilka Voigt wird deutlich, sie mag keinen Stillstand. Nach (fast) 25 Jahren an der Universitätsmedizin Göttingen, erzählt sie, warum sie ihrem Arbeitgeber dankbar ist. Doch die Geschichte beginnt im Jahr 1997 ...
Frau Voigt, wie sind Sie an die UMG gekommen und wie waren die ersten Jahre für Sie?
"Als Ostkind habe ich nach der Wende eine Umschulung zur Krankenschwester gemacht. Meine Schwester, die damals schon im medizinischen Bereich tätig war, hatte mir den Vorschlag gemacht. Mit Menschen konnte ich schon immer ganz gut umgehen. So habe ich die Idee meiner Schwester 1991 in die Tat umgesetzt und meine Ausbildung begonnen. Recht schnell nach der Ausbildung bin ich dann an die UMG gekommen. Dort bin ich nun schon seit 1997, immer in dieser einen Klinik, in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (HTG).
Die ersten Jahre waren super. Das kann man gar nicht mehr mit der heutigen Zeit vergleichen. Damals waren wir noch viel mehr Fachkräfte. Der Personalschlüssel war deutlich höher – nicht nur bei uns in der UMG, sondern generell in der Pflege. Nach und nach wurden immer mehr Stellen abgebaut. Die Politik hat in meinen Augen ungünstige Entscheidungen für die Pflege getroffen."
Ist das der Grund, weshalb Sie sich umorientiert haben?
"Nicht direkt. Ich habe mich relativ schnell, zwei Jahre nach meinem Berufseinstieg hier in der UMG als Pflegekraft beworben und so bin ich in die Abteilung HTG gekommen. Dann war die Stelle der stellvertretenden Stationsleitung neu zu besetzen und ich bewarb mich auf diese. Bald danach konnte ich die Weiterbildung zur Pflegefachkraft im mittleren Leitungsbereich absolvieren. Diese Chance habe ich dankend angenommen. Stillstand mag ich nicht. Wenn ich mich in einer neuen Position eingearbeitet habe und mich mit den Aufgaben sicher und vertraut genug fühle, möchte ich mich weiterqualifizieren. Danach bin ich Stationsleitung geworden und letztendlich war ich als Ebenenleitung für vier Normalpflegestationen verantwortlich. Im Laufe der Jahre konnte ich an verschiedenen Weiterbildungen teilnehmen. Ich habe meine Arbeit als Ebenenleitung immer sehr ernst genommen und gern gemacht."
Das klingt nach einem steilen Karriereaufstieg. Wie ist Ihnen das gelungen und was ist dann passiert?
"Ja, das stimmt. Ich glaube, es ist eine Mischung aus großer Eigeninitiative und Glück gewesen. Ich bin immer an Menschen in der UMG geraten, die mein Vorhaben unterstützt und somit mein Engagement belohnt haben. Gestrichene Stellen, Fachkräftemangel und damit der Frust meines Teams, das ich als Leitung immer mehr zu spüren bekommen habe, haben mich dann 2018 an einen Punkt gebracht, wo ich entschieden habe, dass sich etwas ändern muss. Ich bildete mich weiter zur Case Managerin sowie zur Kodier-Fachkraft."
Und dann?
"Ich hatte die Möglichkeit, dank Prof. Dr. med. Kutschka, Direktor der Klinik HTG, in die Klinik HTG zu wechseln. Dafür bin ich sehr dankbar und konnte somit mit meiner langjährigen Berufserfahrung in der Abteilung, der Klinik erhalten bleiben. Die vielen erworbenen Qualifikationen waren dabei von Vorteil, denn so konnten wir schnell eine neue Perspektive finden."
Was machen Sie jetzt in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie?
"Ich bin nun hauptsächlich für die Qualitätssicherung zuständig und erste Ansprechpartnerin im Lehrsekretariat. Außerdem betreue ich unseren Internetauftritt und bin dort für die Aktualität und Qualität der Inhalte zuständig. Daneben gibt es immer wieder kleinere Projekte, bei denen ich beteiligt bin. Mit meiner fast 25-jährigen Erfahrung an der UMG kann ich verschiedene Perspektiven einfließen lassen. Mein Netzwerk ist auch so gut gesponnen, dass wir für die Projekte schnell die jeweils richtigen Ansprechpartner*innen finden."
Sie sind 55 Jahre jung – was verdanken Sie der UMG?
"Ich bin der UMG dankbar. Die Pflege bietet nahezu unerschöpfliche Weiterbildungsmöglichkeiten. Ich habe immer die Möglichkeit bekommen, mich weiterzuentwickeln. Dabei sind mir nie "Steine in den Weg" gelegt worden. Ich wurde immer tatkräftig unterstützt - auch nachdem ich Kinder bekam. Diese erhielten einen Platz in der Kindertagesstätte der UMG und ich konnte meiner Arbeit ohne große Einschränkung nachgehen und zudem schnell bei ihnen sein, wenn etwas war. Auch die Angliederung an den Hochschulsport mit einer schier endlosen Anzahl an Angeboten finde ich fantastisch. Für mich hat die Anstellung an der UMG auch rückblickend nur positive Dinge gebracht."
Gibt es sonst noch etwas Besonderes an der UMG?
"Die UMG ist kein kleines, familiäres Unternehmen. Es sind mittlerweile über 8.000 Mitarbeiter*innen. Man braucht eine Zeit, um sich zurechtzufinden und zu wissen, wer für was der richtige Ansprechpartner ist. Wenn man angekommen ist, kann man hier aber auch seine "Familie" finden – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Auch meinen Mann habe ich 1999 hier kennen gelernt."
Wie schön - eine Liebesgeschichte. Gäbe es auch ein "Happy End" mit Ihnen zurück am Krankenbett als Pflegefachkraft?
"Tatsächlich habe ich mich auch zu Beginn der Pandemie gemeldet, einige Stunden auszuhelfen, sollte einmal "Not an der Frau" sein. Ich bin nun aber schon so lange aus der Pflege mit Patientenkontakt raus, dass ich mir die dauerhafte Arbeit auf der Intensivstation zum Beispiel gar nicht mehr zutrauen würde. Grundsätzlich stelle ich mich solidarisch und kann für einen Moment aushelfen. Dann wechsele ich gerne wieder zurück. Ich mag meinen aktuellen Job und den Weg, die ich bisher an der UMG gegangen bin."
Möchten Sie abschließend noch etwas sagen, Frau Voigt?
"Ja, gern. Es gibt unübersehbare Schwierigkeiten in der Pflege. Die sind aber nicht nur bei uns im Haus so, sondern es gibt generell ein Fachkräftemangel. Der Pflegeberuf ist unglaublich fordernd, aber auch bereichernd. Wenn der fordernde Bereich Überhand nehmen sollte, bringt es nichts, seinen Frust stets und ständig mitzuteilen. Dann heißt es: Anpacken und Veränderungen angehen."
Herzlichen Dank, Frau Voigt! Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß und Freude an der Arbeit. Danke, dass Sie diesen interessanten Karriereweg geteilt haben und zeigen, welche Perspektiven es in der Pflege geben kann.
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