Mit den „Bee Gees“ die Herzdruckmassage verbessern
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Jedes Jahr erleiden in Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium mindestens 120.000 Menschen einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Nur zehn Prozent überleben ein solches Ereignis, denn in nur knapp 40 Prozent der Fälle beginnen Laien mit einer Wiederbelebung.
Welchen Einfluss ein Taktgeber auf die Qualität der Herzdruckmassage hat, untersucht die Schülerin Pauline Friedrich nun im Rahmen ihrer Facharbeit mit dem Titel „Kann ein Taktgeber die Frequenz bei einer Reanimation verbessern?“. Sie führte am Max-Planck-Gymnasium in Göttingen mit 90 Schüler*innen eine Vergleichsstudie durch. Unterstützung erhält die Zwölftklässlerin dabei vom Team der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).
„Mir kam die Idee bei einem Vortrag, den Dr. Claudius Balzer von der UMG zum Thema Laienreanimation gehalten hat. Ich habe überlegt, ob es wohl einen Unterschied macht, dass bei der angeleiteten Telefonreanimation von der Leitstelle der Takt für die Herzdruckmassage vorgegeben wird und ob es hilfreich ist, wenn man eine Melodie wie zum Beispiel „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees dazu summt“, sagt Pauline. Seit drei Jahren engagiert sich die 18-Jährige als Schulsanitäterin im Max-Planck-Gymnasium. In ihrer Freizeit ist sie ehrenamtlich als Einsatzsanitäterin beim Malteser Hilfsdienst e.V. tätig.
Eine erste Analyse der Ergebnisse ihrer Studie zeigt, dass alle teilnehmenden Schüler*innen unabhängig von Körpergröße und Gewicht in der Lage waren, eine hochwertige Herzdruckmassage durchzuführen. Ohne Hilfsmittel tendierten die Schüler*innen zu einer zu schnellen Druckfrequenz. Musik und vor allem das Metronom als Taktgeber halfen effektiv dabei, die korrekte Frequenz von 100 bis 120 Mal pro Minute einzuhalten.
Die Studie im Detail
Der Studienaufbau sah vor, dass 90 Schüler*innen der achten Klassen zunächst einen kurzen Vortrag zum Thema Laienreanimation hörten und im Anschluss an Reanimationspuppen die Herzdruckmassage übten. Für die zweite Schulstunde wurden sie per Los einer von drei Gruppen zugeordnet. In der ersten Kontrollgruppe wurden die Schüler*innen gebeten, die Thoraxkompression wie zuvor gelernt durchzuführen. Die zweite Gruppe sollte dabei ein Lied mit einer Frequenz von 100 bis 120 Mal pro Minute summen. Die dritte Gruppe bekam den Takt durch ein Metronom vorgegeben. Jede Gruppe wurde aufgefordert, die Herzdruckmassage zwei Minuten lang ohne Unterbrechung durchzuführen. Dabei wurden unter anderem die Kompressionsfrequenz und -tiefe von einer App erfasst, die über Bluetooth mit der Reanimationspuppe gekoppelt war. Alle Schüler*innen füllten anschließend einen Fragebogen aus, der neben Informationen zu ihrer Person auch ihr Vorwissen beim Thema Reanimation, ihren Gemütszustand und Verbesserungsvorschläge für künftige Schulungen abfragte „Ich habe für meine Studie die Schüler*innen der achten Klasse ausgewählt, weil diese noch nicht viele Vorerfahrungen hatten, sich aber für Laienreanimation interessieren und im Ernstfall wirklich helfen können“, sagt Pauline.
Dr. Claudius Balzer, Facharzt in der Klinik für Anästhesiologie der UMG und Notarzt in Göttingen, arbeitet im Bereich der Reanimationsforschung und begleitete die Studie mit seinem Team: „Ich bin begeistert von Paulines Engagement. Allen Schüler*innen sollten die Grundlagen der Laienreanimation vermittelt werden, denn geschulte Ersthelfer*innen können im Ernstfall die Überlebenschancen deutlich erhöhen. Unser Ziel ist es, Reanimationsmaßnahmen als festen Bestandteil des Schulunterrichts zu etablieren. Das Projekt ist ein erster Schritt dazu, um die bestmögliche Unterrichtsform zu entwickeln.“
Pauline wird nun die Ergebnisse für ihre Facharbeit zusammenzufassen. „Ich würde mich sehr freuen, wenn mein Projekt dazu führt, dass künftig mehr Laienreanimationsschulungen in Göttinger Schulen durchgeführt werden. Ich danke allen Schüler*innen fürs Mitmachen und dem UMG-Team für die Unterstützung“, sagt Pauline.
KONTAKT
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Anästhesiologie
Dr. Claudius Balzer
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